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Klima-Jobs erfordern zusätzliche Kompetenzen
14.08.2024 | 3 Links | 6 Bilder
Damit die Energiewende gelingt, braucht Deutschland laut der Allianz für Transformation der Bundesregierung mindestens 300.000 zusätzliche Beschäftigte. Doch selbst wenn ausreichend Fachkräfte in klassischen Handwerksberufen ausgebildet würden, bliebe eine Kompetenzlücke. Denn Klima-Jobs in den Bereichen Wind und Solar erfordern andere Kompetenzen. Das gilt zum Beispiel für Dachdecker:innen, Fachkräfte für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Bauelektriker:innen. Das zeigt die aktuelle Jobmonitor-Analyse von 2,7 Millionen Online-Stellenanzeigen der Wind- und Solarbranche.
Gütersloh, 14.08.2024. Menschen mit demselben Beruf brauchen bisweilen sehr unterschiedliche Kompetenzen, je nachdem, ob sie in traditionellen Einsatzfeldern oder in Bereichen der Energiewende beschäftigt sind. Dachdecker:innen zum Beispiel, die bislang meisterhaft Einfamilienhäuser mit Dachpfannen gedeckt und Fabrikdächer wetterfest gemacht haben, sind nicht automatisch für das Installieren von Photovoltaik-Anlagen qualifiziert. Dabei spielen Dachdecker:innen für die Energiewende eine zentrale Rolle. Denn bereits heute wird jede:r vierte Dachdecker:in von Solarunternehmen gesucht – Tendenz steigend. Zwar können Auszubildende seit 2016 als einen von fünf Schwerpunkten ‚Energietechnik an Dach und Wand‘ wählen. „Aber das reicht nicht. Auch Dachdecker:innen, die ihre Ausbildung vor 2016 abgeschlossen haben und Solaranlagen installieren wollen, müssen zusätzliche Kompetenzen erwerben“, sagt Jana Fingerhut, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. „Je schneller diese Kompetenzen erlernt werden, desto eher werden wir unabhängig von der Einfuhr teurer, knapper und klimaschädlicher fossiler Energieträger.“
Derselbe Beruf – aber die Aufgaben in Solarbetrieben sind anders
Was für Dachdecker:innen gilt, trifft auch auf zahlreiche weitere Tätigkeiten der Energiewende zu. Bei den wichtigsten Berufen der Solarbranche liegt der Ähnlichkeitswert der dort benötigten Kompetenzen im Vergleich zu jenen in den traditionellen Einsatzfeldern im Durchschnitt bei 0,85. Wären die Kompetenzen absolut deckungsgleich, läge der Wert bei 1. Mit am größten ist die Diskrepanz bei den Dachdecker:innen. Dort beträgt der Ähnlichkeitswert nur 0,71. In der Solarbranche werden von ihnen insbesondere Kompetenzen rund um Solarthermie, Photovoltaikanlagen und die Montage von Versorgungstechnik nachgefragt. Demgegenüber stehen für die klassischen Dachdecker:innen das Dachdecken und Abdichten im Vordergrund.
Fachkräfte in der Windenergiebranche brauchen besonders viele zusätzliche Kompetenzen
Im Windbereich ist die Schnittmenge der Kompetenzen noch kleiner als im Solarbereich. Hier erreicht der Ähnlichkeitswert der Kompetenzanforderungen in Gesamtwirtschaft und der Windbranche in vermeintlich gleichen Berufen nur 0,77. Besonders groß ist der Unterschied bei den Fachkräften für Bauelektrik mit einem Ähnlichkeitswert von nur 0,64. Zentral für Fachkräfte der Bauelektrik in der Windbranche sind Kompetenzen im Bereich Inbetriebnahme und Wartung von Windkraftanlagen. Bei klassischen Bauelektriker:innen sind vor allem Elektroinstallation und Montage Elektrotechnik gefragt.
Was auf der Ebene der Fachkräfte Sorgen bereitet, spielt auf der deutlich höheren Ebene der Expert:innen, also in Funktionen, für die ein Masterstudium vorausgesetzt wird, kaum eine Rolle. Hier sind die benötigten Kompetenzen für die Solar- und der Windbranche beinahe deckungsgleich mit denen in anderen Branchen der Gesamtwirtschaft.
Die Beschäftigten brauchen zusätzliche Qualifikationen
„Die starken Unterschiede bei den Kompetenzanforderungen innerhalb eines Berufes zeigen, dass der Blick auf die Zahl der Arbeitskräfte allein nicht ausreicht“, sagt Fingerhut. „Wir brauchen nicht nur mehr Fachkräfte. Sie müssen eben auch die richtigen Kompetenzen für die Aufgaben in der Wind- und Solarbranche mitbringen. Diese Kompetenzen müssen erst erlernt werden.“ Daher brauchen die Branchen der Energiewende mehr gezielte Weiterbildungen, die sich sowohl an Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung richten als auch an diejenigen mit Berufserfahrungen, aber ohne einen anerkannten Abschluss. „Für Ungelernte sollten Teilqualifizierungen zum Beispiel im Bereich Montage von Solaranlagen angeboten werden. Zu prüfen wäre außerdem eine Bündelung von Kompetenzen aus bestehenden Berufen zu einem neuen Beruf ‚Fachkraft für Erneuerbare Energien‘ oder ‚Klimafachkraft‘. Dieser Schritt könnte für Jugendliche die Ausbildung im Bereich der Energiewende deutlich attraktiver machen.“
Zusatzinformationen: Der Jobmonitor analysiert Online-Stellenanzeigen und stellt die Ergebnisse monatsaktuell und auf Ebene von Kreisen und kreisfreien Städten auf www.jobmonitor.de kostenlos zur Verfügung. Für die vorgelegte Studie des IW Köln im Auftrag der Bertelsmann Stiftung wurden für 13 zentrale Berufe der Wind- und Solarbranche die Kompetenznachfrage in rund 2,7 Millionen Online-Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis Juni 2023 analysiert. Die zentralen Studienergebnisse können grafisch aufbereitet auch der Kurzanalyse auf dem Jobmonitor entnommen werden.
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